Waldorfpädagogik ist Begegnungspädagogik. Als prozesshaft dialogische Erziehung zur Freiheit in der Welt bedarf sie eines Ortes, der Austausch begünstigt: im Schulalltag, in der Lehrer*innenausbildung und um uns der Gesellschaft zu präsentieren.
Die zentrale Lage in Berlin-Mitte bedeutet einen Imagegewinn für die gesamte Waldorfbewegung. Mit dem innovativen neuen Haus im Zentrum der Hauptstadt wollen wir zu Austausch und Begegnung einladen. In variabel nutzbaren Räumen und einem multifunktionalen Saal soll Waldorfpädagogik sichtbar werden und sich als ihrem Wesen nach weltoffen, multikulturell, sozial und künstlerisch zeigen. Hier fördern wir Kultur und Kreativität und animieren zum Mitreden, Diskutieren, aufeinander Zugehen und Weiterdenken.
Das neue Waldorfseminar bildet zusammen mit der Freien Waldorfschule Mitte an einem prominenten Ort den Auftakt zum Waldorfzentrum Berlin-Mitte.
Als respektvolles und klares Visa-Vis zur klassizistischen Front der Waldorfschule schafft das Seminar mit seinem Vorplatz ein wertiges städtebaulich-öffentliches Vorfeld.
Mit Eurythmiesaal, den Aufenthaltsbereichen und der Bibliothek orientieren sich wichtige öffentlichkeitswirksame Nutzungen auf den Platz und prägen die Aufforderung zum gesellschaftlichen Austausch in den Stadtraum hinein.
Gliederung, Höhenentwicklung und Materialität der Fassaden reagieren auf die Umgebung. Zentrale Strukturen und Motive werden aufgegriffen, übersetzen diese jedoch in Fassaden, die das Gleichgewicht suchen zwischen notwendig kräftiger und eindeutiger Kubaturbildung und gleichzeitigem Ausdruck weltzugewandter Offenheit und dem Anspruch auf Relevanz im gesellschaftlichen Kontext.
Architektur ist mehr als die Zur-Verfügung-Stellung von Raum. Die Architektur prägt wichtige Qualitäten des Raumes im Wechselspiel der unterschiedlichen Anforderungen nach Beheimatung, individueller Ansprache und Motor des interaktiven Austausches.
Der Entwurf erfüllt die Qualitäten in ausgewogener Balance dieser nur scheinbar widerstrebenden Anforderungen an.
Raum- und Atmosphärenbereiche stehen durch maßvolle Transparenzen und einfach öffenbare Elemente in steuerbarem Austausch zueinander. Massive, raumhaltige, nischenhaft-nutzbare Wandelemente wechseln ab mit leichten, hölzernen Trennwandelementen, die sich leicht den oft wechselnden Nutzungswünschen anpassen können.
Es entsteht mit diesen wenigen, die Gestalt und das Annahmeverhalten prägenden Elementen und Materialien eine wertschätzende, sinnenhafte Erfahrung einer baulichen Umwelt, gleichermaßen bergend und zur tätigen Inbesitznahme auffordernd.
So werden Erfahrungen der Einbindung in die Gruppe und der eigenen Relevanz mit den Mitteln des Hauses unterstützt und gefördert. Die Räume des Seminares formulieren in Anbetracht der gewünschten stärkeren Außenwirkung einen extrovertierten Charakter.
Eingang, Foyer, Eurythmie, Aufenthalte und Bibliothek bilden ein Raum- und Wegekontinuum, das zum öffentlichen Austausch und Diskurs einlädt.
Die kreativen Bereiche im 4. OG strahlen als Lichtkrone in die Stadt hinein.
Die Verwaltungsbereiche, auch des Bundes der Waldorfschulen und Freunde der Erziehungskunst, sind zwar separiert zoniert, dennoch ist eine enge Verwebung mit den Flächen des Seminars denkbar und möglich.